Augsburg/MW/KPP - Das"Augsburger Osterspiel" aus dem 16.
Jahrhundert ist ein Unikat. Die Handschrift wurde 1972 von Walther Lipphardt im
Kapuzinerkloster Feldkirch entdeckt, dann ediert und faksimiliert. Derzeit
arbeiten an der Universität Augsburg die Musikwissenschaftlerin Dr.. Ute Evers
und der Germanist Prof. Dr. Klaus Wolf an einer neuen Edition des Augsburger
Osterspiels, um es zugleich nach Jahrhunderten erstmals wieder vor Ort
aufzuführen: am 23. April 2017 um 20.00 Uhr in der Augsburger Moritzkirche.
Die mittelalterliche Liturgie vollzog sich - auf Latein - recht
exklusiv im Klerus. Dementsprechend unzureichend waren das Verständnis des
behandelten Glaubensinhalts oder gar eine innere Teilnahme seitens der Laien.
Im Zuge der spätmittelalterlichen Frömmigkeitsbewegung wurden biblische Stoffe
dann verbal und musikalisch in einem kirchlich kontrollierten
Veranstaltungsrahmen als geistliches Spiel aufgeführt. Der Schritt zum
Osterspiel war dann vollzogen, wenn die Aufführung nicht mehr Teil einer
Messfeier war.
Ein Unikat unter den Osterspielen
Für das Augsburger Osterspiel – ein Unikat, das in einer
liturgischen Handschrift überliefert ist und sich nicht mit anderen bekannten
Osterspielen deckt – ist der Augsburger Dom als Bestimmungs- bzw.
Aufführungsort anzunehmen. Seine Sprache ist – auch in den Gesängen –
deutsch-lateinisch gemischt.
Ein Engel des Spiels tritt als Vorsprecher vor das Publikum und
gibt in seinem Prolog eine Inhaltsangabe. Im ersten Abschnitt des Spiels
dominieren Trauergesänge der Marien über den gekreuzigten Jesus, die Spuren der
zeitgenössischen Leidensmystik und des zeittypischen Antijudaismus zeigen. Dem
folgenden Osterdialog schließen sich eine Hortulanus-Szene an, die u. a. auf
die zeitgenössische verstärkte Rezeption apokrypher Schriften, speziell auf die
Höllenfahrt Christi aus dem Nikodemusevangelium verweist. Nach der Kündung der
Auferstehung schließt die Handlung mit der Begegnung zwischen Jesus und Thomas
ab. Zuletzt wird die Rahmung aus dem Prolog wiederaufgegriffen, indem der Engel
das Publikum auffordert, „mit fröden” das uralte Osterlied „Christ ist
erstanden” anzustimmen, um abschließend auf die aufmerksame Rezeption die
gemeinschaftliche Affirmation der Festbotschaft folgen zu lassen.
Termin, Ort, Eintritt, Mitwirkende
Die Aufführung des Augsburger Osterspiels beginnt am
23. April 2017 ab 20.00 Uhr - eingebettet in die dort laufende Bibelausstellung
"Unser Buch" in der Moritzkirche (Moritzplatz, 86150 Augsburg). Der
Eintritt beträgt 15,- bzw. ermäßigt 10,- Euro. Es singt und spielt das Ensemble
PER-SONAT (S. Lutzenberger, C. Mothes, M. Eiband, M. Lewon, B. Romain und H.
Ganser), Sprecherinnen und Sprecher sind H. Haug, K. Kieslinger, R. Reinelt, R.
Braun, E. Pieper, S. und M. Bernheim, C. Wild und R. Wittmann. Regie führt K.
Müller. Veranstalterin und Gastgeber ist die Pfarrei St. Moritz bzw. die
CitySeelsorge Augsburg.
Kontakt
und weitere Informationen:
Prof. Dr. Klaus Wolf
Telefon 0821/598-4638