Donnerstag, 13. April 2017

Das Augsburger Osterspiel


Eine Projektgruppe der Universität Augsburg präsentiert in Kooperation mit dem Ensemble PER-SONAT und der CitySeelsorge Augsburg eine einzigartige Schauspielfassung des Osterevangeliums aus dem 16. Jahrhundert

Augsburg/MW/KPP - Das"Augsburger Osterspiel" aus dem 16. Jahrhundert ist ein Unikat. Die Handschrift wurde 1972 von Walther Lipphardt im Kapuzinerkloster Feldkirch entdeckt, dann ediert und faksimiliert. Derzeit arbeiten an der Universität Augsburg die Musikwissenschaftlerin Dr.. Ute Evers und der Germanist Prof. Dr. Klaus Wolf an einer neuen Edition des Augsburger Osterspiels, um es zugleich nach Jahrhunderten erstmals wieder vor Ort aufzuführen: am 23. April 2017 um 20.00 Uhr in der Augsburger Moritzkirche.

Die mittelalterliche Liturgie vollzog sich - auf Latein - recht exklusiv im Klerus. Dementsprechend unzureichend waren das Verständnis des behandelten Glaubensinhalts oder gar eine innere Teilnahme seitens der Laien. Im Zuge der spätmittelalterlichen Frömmigkeitsbewegung wurden biblische Stoffe dann verbal und musikalisch in einem kirchlich kontrollierten Veranstaltungsrahmen als geistliches Spiel aufgeführt. Der Schritt zum Osterspiel war dann vollzogen, wenn die Aufführung nicht mehr Teil einer Messfeier war. 

Ein Unikat unter den Osterspielen

Für das Augsburger Osterspiel – ein Unikat, das in einer liturgischen Handschrift überliefert ist und sich nicht mit anderen bekannten Osterspielen deckt – ist der Augsburger Dom als Bestimmungs- bzw. Aufführungsort anzunehmen. Seine Sprache ist – auch in den Gesängen – deutsch-lateinisch gemischt.

Ein Engel des Spiels tritt als Vorsprecher vor das Publikum und gibt in seinem Prolog eine Inhaltsangabe. Im ersten Abschnitt des Spiels dominieren Trauergesänge der Marien über den gekreuzigten Jesus, die Spuren der zeitgenössischen Leidensmystik und des zeittypischen Antijudaismus zeigen. Dem folgenden Osterdialog schließen sich eine Hortulanus-Szene an, die u. a. auf die zeitgenössische verstärkte Rezeption apokrypher Schriften, speziell auf die Höllenfahrt Christi aus dem Nikodemusevangelium verweist. Nach der Kündung der Auferstehung schließt die Handlung mit der Begegnung zwischen Jesus und Thomas ab. Zuletzt wird die Rahmung aus dem Prolog wiederaufgegriffen, indem der Engel das Publikum auffordert, „mit fröden” das uralte Osterlied „Christ ist erstanden” anzustimmen, um abschließend auf die aufmerksame Rezeption die gemeinschaftliche Affirmation der Festbotschaft folgen zu lassen.

Termin, Ort, Eintritt, Mitwirkende

Die Aufführung des Augsburger Osterspiels beginnt am 23. April 2017 ab 20.00 Uhr - eingebettet in die dort laufende Bibelausstellung "Unser Buch" in der Moritzkirche (Moritzplatz, 86150 Augsburg). Der Eintritt beträgt 15,- bzw. ermäßigt 10,- Euro. Es singt und spielt das Ensemble PER-SONAT (S. Lutzenberger, C. Mothes, M. Eiband, M. Lewon, B. Romain und H. Ganser), Sprecherinnen und Sprecher sind H. Haug, K. Kieslinger, R. Reinelt, R. Braun, E. Pieper, S. und M. Bernheim, C. Wild und R. Wittmann. Regie führt K. Müller. Veranstalterin und Gastgeber ist die Pfarrei St. Moritz bzw. die CitySeelsorge Augsburg.


Kontakt und weitere Informationen:
Prof. Dr. Klaus Wolf
Telefon 0821/598-4638