Christian Dreier und Fabian Bronner –
Preis der
Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit 2012
Hochbegabung in Wissenschaft und Forschung
Die Liebe zur Musik war bei Christian Dreier und Fabian Bronner der Auslöser für umfangreiche Forschungsaktivitäten. Bei der Suche nach der perfekten Tonqualität werden sie Jugend forscht Bundessieger und starten im Anschluss einen ungeahnten Höhenflug. Die Teilnahme bei Jugend forscht hat vor allem eines bewirkt: Aus den hochbegabten Musikern wurden genauso passionierte Forscher, die ihre Talente heute auch in den Bereichen Elektrotechnik und Ingenieurinformatik einsetzen.
Musiker seit Kindesbeinen
Fabian Bronner und Christian Dreier können sich ein Leben
ohne Musik nicht vorstellen und genau in diesem Bereich wollen sie nach der
Schule auch beruflich tätig werden. Christian Dreier ist ein hochbegabter
Hornist, er wird 2010 in das Landesjugendorchester Nordrhein-Westfalen
aufgenommen, erhält ein umfassendes Stipendium und will ein duales Studium bei
einem Akustikunternehmen beginnen. Fabian Bronner spielt seit seinem siebten
Lebensjahr Schlagzeug, beherrscht auch Pauke, Vibraphon sowie Klavier und
bereitet sich schon während der Schulzeit auf sein Studium zum Tonmeister vor.
Hierfür hat er bereits Erfahrungen als Leiter der Tonregie beim
SOON-Musiktheater, einem der größten Schulmusiktheater Deutschlands, gesammelt.
Über die Musik lernen sich die Schüler kennen und stellen fest, dass sie auch
das Interesse an hochqualitativen Musikproduktionen teilen.
Forschung mit Lautsprechern und Mikrofonen
Die beiden stören sich daran, dass ein dreidimensionales
Musikerlebnis zwar mit einer aufwändigen Dolby Surround Anlage, nicht aber mit
zwei Lautsprechern möglich ist. Dass dies an der Musikaufnahme und nicht an
ihrer Wiedergabe liegt, erklären sie mit einem einfachen Vergleich: "Wenn
wir mit unseren zwei Ohren im Konzertsaal sitzen, nehmen wir die Musik doch
auch in ihrer gesamten Intensität wahr." Sie wollen Abhilfe schaffen und
beginnen mit der Recherche in einschlägiger Fachliteratur sowie mit Experimenten
bei der Anordnung der Mikrofone. Dabei richten sie die Mikrofone nicht - wie in
herkömmlicher Weise - auf die Musiker, sondern auf Decke und Seitenwände. Das
Ergebnis ist ein Raumklangsystem, das einen extrem dreidimensionalen
Höreindruck vermittelt - und das mit nur zwei Lautsprechern.
Durchmarsch bis ins Bundeskanzleramt
Bei der Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung fürs Studium
zum Tonmeister wird ein Lehrer auf das Experiment aufmerksam und empfiehlt
ihnen, bei Jugend forscht teilzunehmen. Dass sich andere für ihre Erfindung
interessieren könnten, daran hatten die Schüler nicht gedacht: "Wir hatten
das System eigentlich nur für den Eigenbedarf entwickelt." Aber die
Neugierde ist geweckt und so wollen sie "mal gucken", was die Jury so
von ihrer Erfindung hält. Zur Überraschung der Schüler sind die kritischen
Juroren begeistert und verleihen ihnen den ersten Preis in Physik auf
Regionalebene. Die Berichterstattung in der lokalen Presse, durch die sie
schlagartig zu Berühmtheiten an ihrer Schule werden, macht die Freude perfekt:
"Wir haben mehr Gratulationen bekommen als später beim Bundessieg."
Durch den Erfolg motiviert, entwickeln sie ihr Projekt weiter. Die Arbeit zahlt
sich aus: Christian Dreier und Fabian Bronner erreichen das Bundesfinale in
Erfurt, gewinnen den Preis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit und
damit auch einen Besuch bei Angela Merkel. Gestählt von den Erfahrungen des
Wettbewerbs treten sie der Bundeskanzlerin routiniert gegenüber und können auch
die promovierte Physikerin von ihrem Projekt begeistern.
"Eine verrückte Zeit"
Aber Jugend forscht hält noch viel mehr Lorbeeren für die
Bundessieger bereit: Sie gewinnen ein Praktikum im Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung in Leipzig, welches ihnen so gut gefällt, dass sie es auf sechs
Wochen verlängern. Bei der Preisverleihung des Deutschen Zukunftspreises sitzen
sie im Publikum und erleben, wie Bundespräsident Joachim Gauck hochkarätige
Wissenschaftler auszeichnet. Sie nehmen an der Summer-School des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt teil und bekommen dort eine Einführung in
aktuelle Forschungsthemen. Und als sei das alles nicht genug, erhalten sie auch
noch ein persönliches Gratulationsschreiben von Sylvia Löhrmann, Ministerin für
Schule und Weiterbildung in NRW, als sie ihr Abitur machen. "Es ist eine
verrückte Zeit und wir haben noch lange nicht alle Erlebnisse
verarbeitet", sagen Christian Dreier und Fabian Bronner.
Vom Musik- zum Ingenieurstudium
Jugend forscht hat nicht nur das Leben, sondern auch die
Zukunftspläne der jungen Musiker auf den Kopf gestellt. Grund dafür ist unter
anderem Professor Karlheinz Brandenburg, der beim Bundesfinale auf das
Raumklangsystem aufmerksam wird. Eine Ehre, denn der Professor gilt als einer
der wichtigsten Vordenker der Elektrotechnik und hat zusammen mit anderen
Wissenschaftlern das mp3-Dateiformat entwickelt. Professor Brandenburg ist von
der richtungsweisenden Qualität des Projekts überzeugt und empfiehlt ihnen, zu
ihm an die Technische Universität Ilmenau zu kommen. "An dem Tag als ich
Professor Brandenburg das erste Mal traf, habe ich mich entschieden, mein
Studium zum Tonmeister aufzugeben und seinem Rat zu folgen," sagt Fabian
Bronner über diesen folgenschweren Tag. Und tatsächlich entscheiden sich beide
Bundessieger für ein Ingenieurstudium in Ilmenau: Fabian Bronner im Fach
Ingenieurinformatik und Christian Dreier im Fach Elektrotechnik.
Traumstart an der Universität Ilmenau
"Dass wir Jugend forscht Bundessieger sind, hat uns
viele Türen geöffnet", so die beiden Talente. Beispielsweise lernen sie
bei einer Einführungsveranstaltung an der Technischen Universität Ilmenau
Professor Ralf Sommer kennen, der wie sein Kollege von dem Raumklangsystem
begeistert ist und die Studenten fördern möchte. Er ermöglicht ihnen, ihr
Projekt in einer Lehrveranstaltung höheren Semestern vorzustellen und einen
Vortrag bei der langen Nacht der Technik zu halten. Die Krönung ist eine eigene
Vorlesung bei der Ilmenauer Kinderuni. Noch nie zuvor haben Studenten diese
Möglichkeit erhalten. Für beide ist es ein Traumstart an der Universität
Ilmenau. Aber die Studenten haben noch viel vor: Sie träumen von einem eigenen
Akustikstudiengang und damit auch von perfekten Rahmenbedingungen für ihre
weitere Forschung.
Musiker, Forscher und Geschäftsleute
Neben Musikern und Forschern sind Christian Dreier und
Fabian Bronner auch Geschäftsleute. Seit ihrem 18. Lebensjahr haben sie eine
eigene Firma und verdienen Geld mit Musikaufnahmen. Viel Lob erhalten sie dabei
für ihr eigenes Raumklangsystem: "Auch Branchenprofis hatten ein solch
dreidimensionales Musikerlebnis noch nicht gehört," sagt Fabian Bronner.
In Zukunft wollen sie sich aber nicht mehr so stark auf die Musikaufnahmen
selbst, sondern auf die Weiterentwicklung von Aufnahmemethoden konzentrieren.
Daher arbeiten sie mit ungebrochenem Forscherdrang an ihrem Projekt und planen,
wichtige Bausteine schützen zu lassen. Man kann also gespannt sein, zu welchen
neuen Höhenflügen die beiden jungen Forscher noch ansetzen.
Lena Christiansen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Jugend forscht e. V.
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